Halbzeitansprachen: “Alltäglich, repetitiv und schnell vergessen”

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„Wenn man etwas nicht einfach erklären kann, hat man es nicht gut genug verstanden.“

Als ehemaliger Spieler in einer Mannschaftssportart hast Du wahrscheinlich eine Halbzeitansprache erlebt, die überwältigend war, mit zu vielen Informationen, zu vielen Emotionen und verwirrenden Bemerkungen. Im schlimmsten Fall eine Kombination aus all diesen Elementen.

Interessanterweise erleben Spitzenspieler*innen häufig ineffektive Halbzeitgespräche, obwohl diese als wichtige Gelegenheit für Trainer*in gilt, motivierende und taktische Inhalte zu vermitteln [1]. Dies führt dazu, dass die Spieler*innen nicht optimal auf die 2. Halbzeit vorbereitet sind [2]. Untersuchungen deuten darauf hin, dass gut durchgeführte Halbzeitansprachen zwar die Wahrnehmung der Spieler*innen hinsichtlich ihrer Leistung in der zweiten Halbzeit positiv beeinflussen können. Oft mangelt es aber immer noch an Fokus darauf, wie die Spieler*innen diese Interaktionen erleben und darauf reagieren [3].

Eine verpasste Gelegenheit

Obwohl das Bewusstsein dafür wächst, dass sich die Halbzeitgespräche von einem konfrontativen zu einem eher unterstützenden Ansatz entwickelt haben [4], bezeichnen Spitzenspieler*innen diese Zeit noch oft als „verpasste Gelegenheit“.

Karl, Elite-Fußballspieler: „Halbzeitgespräche folgen immer dem gleichen Muster: Zu viele Informationen, langweilig, minderwertig.“ [5]

James, ein anderer Fußballspieler: „Während der Halbzeitansprachen schalte ich ab.“ [5]

Diese Antworten deuten darauf hin, dass die von den Trainer*innen angewandten Routinen und Methoden möglicherweise ihr Ziel verfehlen und die Spieler*innen demotivieren [6]. Während frühere Studien darauf hindeuten, dass Trainer*innen sich selbst als „sehr effektiv im Coaching während der Pausen“ betrachten, zeigen die Perspektiven der Spieler*innen eine erhebliche Lücke in der Effektivität der Kommunikation.

Tipps für die Halbzeit

Um den Bedürfnissen der Spieler*innen besser gerecht zu werden und ihre Bereitschaft für die zweite Halbzeit zu erhöhen, könnten Trainer*innen von den folgenden drei Tipps profitieren:

  1. Erholungszeit: Lass den Spieler*innen mindestens 5 Minuten ununterbrochen Zeit für sich selbst, bevor Du als Trainer*in den Raum betrittst. Diese Zeit hilft den Spieler*innen zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und den Körper auf die 2. Halbzeit vorzubereiten.

     

  2. Begrenzte Informationen: Idealerweise sollten Cheftrainer*innen maximal 3 Minuten lang mit der gesamten Mannschaft sprechen, um das Risiko einer Informationsüberflutung zu minimieren. WENIGER IST MEHR. Die Nutzung von visuellen Hilfsmitteln wie Bildschirme und Whiteboards unterstützt die Kernaussage der Halbzeitansprache.

     

  3. Ruhe und Klarheit bewahren: Eine ruhige, besonnene Ansprache erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Spieler*innen die Botschaften verstehen und sich daran erinnern.

#makeHTbetterforplayers

Eamon Devlin ist Associate Fellow an der Universität Oxford und promoviert derzeit an der Leeds Beckett University in England mit dem Schwerpunkt Halbzeitstrategien im Sport. Er hat einen Master-Abschluss in Psychologie von der Brunel University in London und ist ehemaliger Anwalt.

Minute9 ist eine Kommunikationsberatung, die sich der Verbesserung der Interaktion zwischen Trainer und Spieler widmet. Durch den Einsatz von Daten und wissenschaftlich fundierten Strategien strebt Minute9 an, die Effektivität der Kommunikation, insbesondere in Halbzeitgesprächen, zu steigern.

Wenn dich dieser Artikel zum Thema Halbzeitpausen interessiert hat und du mehr über Teamkommunikation erfahren möchtest, dann kontaktiere gerne eamon@minute9.io / www.minute9.io

Referenzen

[1] International Journal of Sport and Exercise Psychology Artikel: Link

[2] Sport Coaching review Artikel: Link

[3] International Journal of Sports Science & Coaching Artikel: Link

[4] International Journal of Sports Science & Coaching Artikel: Link

[5] Spieler Zitate: Minute9, research analysis, 2024

[6] The Sport Psychologist Artikel: Link